Agri-PV: Solarstrom und Landwirtschaft kombinieren

Was bedeutet Agri-PV und worum geht es?

Agri-PV ist eine Abkürzung für den Begriff „Agri-Photovoltaik“. Es beschreibt ein Verfahren, dass eine Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen sowohl für die Nahrungsmittelproduktion als auch die die PV-Stromerzeugung bereithält.

Wie viel Nutzfläche beansprucht die Anlage und ist eine maschinelle Bewirtschaftung der Fläche möglich?

Eine Agri-PV-Anlage beansprucht bis zu maximal 15% der landwirtschaftlichen Fläche. Je nach Anlagen-Typ ist eine maschinelle Bewirtschaftung möglich. Mehr dazu.

Wird dieses Verfahren gefördert?

Ja, eine Förderung auf allen Ackerflächen, Flächen mit Dauerkulturen und Grünlandflächen ist grundsätzlich möglich. Ausgenommen sind Moorböden und Naturschutzgebiete. Hier erfahren sie mehr.

Beeinflusst eine Agri-Photovoltaik-Anlage die Ertragsmenge?

Ja, der Einsatz einer Agri-PV-Anlage kann die Ertragsmenge beeinflussen. Im Rahmen des Forschungsprojekt APV-RESOLA wurde der Einfluss von Agri-PV-Anlagen an Kleegras, Winterweizen, Kartoffeln und Sellerie dokumentiert. Es konnte festgestellt werden, dass der Einfluss der Agri-PV-Anlage stark von den Wetterbindungen abhängt. So schwangte beispielsweise die Ertragsdifferenz bei den Kartoffeln unter der Agri-PV-Anlage im Vergleich zur Referenzfläche von minus 20% in einem Jahr bis zu plus 11% im Folgejahr, der trocken und heiß ausfiel. Mehr dazu finden sie hier.

Wie stehen Landwirte zu diesem Thema?

Im Jahr 2024 führte die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) eine Umfrage über das Thema “Agri-Photovoltaik – aktuelle Situation in der Landwirtschaft” durch. Während des DLG-PraxisMonitors haben 125 Personen an der Umfrage teilgenommen und 83 der Befragten schlossen diese komplett ab. Nach der Auswertung der Umfrage konnte festgestellt werden, dass sowohl großen Interesse als auch Aufgeschlossenheit dem Thema gegenüber besteht. Mehr dazu finden sie hier.

Welche Chancen bietet das Verfahren?

  • Steigerung der Landnutzungseffizienz (landwirtschaftliche Nutzung und Energieversorgung);
  • weitere Einkommensquelle;
  • Energieautarkie des Betriebs;
  • mehr Schutz vor Hagel-, Frost-, und Dürreschäden;
  • Befestigungsmöglichkeiten für Schutznetzen oder -folien an der PV-Unterkonstruktion;
  • Schutz vor zu viel Sonneneinstrahlung;
  • Bewässerungsbedarf um bis zu 20% reduzieren;
  • Möglichkeiten der Regenwassersammlung;
  • vertikale und bodennahe Anlage bieten zusätzlichen Schutz vor Winderosionen;
  • horizontale und hochverbaute Anlagen bieten die Möglichkeit der Nutzung der maschinellen Bewirtschaftung

Welche Kritikpunkte besitzt das Verfahren?

  • Die Investitions- bzw. Anschaffungskosten sind teilweise sehr hoch;
  • die Umsetzung ist mit bürokratischem Aufwand bei gleichzeitig unsicheren politischen Rahmenbedingungen verbunden;
  • einige baurechtliche Fragen sind noch offen, wie z.B. die Frage nach dem Netzanschluss.

Best-Practice-Beispiel Himbeeranbau in den Niederlanden

Ein Landwirt in den Niederlanden ersetzt auf seinen Himbeerfeldern seine Kunststofffolien durch eine Agri-PV-Anlage. Die Anlage besteht 40% aus Glasflächen und 60% aus Solar-Paneelen, um ein bestmögliches Verhältnis zwischen Stromerzeugung und Ernteerträge zu erhalten. Die Anlage bietet Schutz vor Extremwetterereignissen, reduziert durch das bessere Mikro-Klima unter den Paneelen (bis zu 6°C kühler) eine Wassereinsparung von bis zu 25% und verringert Müll- und Folgekosten. Nach der Installation der Anlage wurde eine Reduzierung des Ertrags um bis zu 5% ermittelt. Dies wird jedoch durch die Vorteile, wie die Doppelnutzung der Fläche durch Solarstomgewinnung und den Einsparungen anderen Kostenfaktoren, ausgeglichen. Zum Video.

Hilfreiches und informatives Zusatzmaterial

Konzeption von Agri-PV-Anlagen
Berichte aus dem Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe.

Leitfaden für Deutschland
Informationen über die Möglichkeiten, Chancen, den aktuellen Technologiestand und praktische Hinweise – Forschungsergebnisse des Projektes APV-RESOLA (Fraunhofer Institut für Solar Energiesysteme (ISE)) (Download)

Leitfaden für Planung und Genehmigung mit Checkliste
vom TFZ (Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe)

Unabhängige und kostenlose Beratung zum Thema Agri-PV finden sie hier.

Mehr zur Bezirksregierung Arnsberg sowie staatliche Förderung gibts hier.